Sonntag, 17. März 2013

Leipziger Buchmesse 2013

Wir Indies

Die Buchmesse in Leipzig war dieses Jahr was ganz Besonderes. Zum ersten Mal wurde ein Preis für Independent-Autoren vergeben, der erstaunlich viel Aufmerksamkeit erhielt. Das Schönste war, dass wir Indie-Autoren uns zu diesem Anlass persönlich kennenlernen konnten, nachdem wir uns bereits viele Tipps via Facebook zum Thema Selfpublishing geben. Und so trafen sich (von links nach rechts) Carola Wolff, ich, Marah Woolf, Eileen Janket, Nikola Hotel und Hannah Siebern zum "Fotoshooting" und einer Runde Sekt, die Marah schmiss - von ihrem Gewinn 1. Preis Indie Autoren Award der Leipziger Buchmesse. Carola belegte in der Sparte Belletristik den zweiten Platz, Nikola den dritten und wir, der Rest, standen immerhin auf der Shortlist. http://www.indie-autor-preis.de/shortlist.html



Heidi Schmitt (erster Preis Kategorie Sachbuch) war leider noch nicht beim Fotografieren dabei, aber dann beim Sekt (zweite von rechts).



Die Fotos stammen von Mike Beuke, der Cover für Indie-Autoren kreiert und sich ansonsten gerne mal als Bodygard, bewaffnet mit einer Armee Gummibärchen in der Tasche,  für eine Horde Independent-Autorinnen auf der Leipziger Buchmesse zur Verfügung stellt. Schließlich kein ungefährliches Terrain, überall lauern Verlage, die ihnen die E-Book-Rechte abluchsen wollen.



Nachdem ich lebend dem Haifischbecken der Film-und Fernsehwelt entkommen bin und auch in der Verlagswelt öfter ein kühler Wind weht, empfinde ich die Welt der Indies als herzlich, inspirierend, befreiend, mit einem wohltuenden Gefühl von Miteinander und gegenseitiger Unterstützung.


Verlage, die Indies mögen

Allerdings kann ich gegen meinen jetzigen Verlag, mit dem ich in der Sparte Frauenunterhaltung zusammenarbeite - ich gehöre also zu den sogenannten Hybrid-Autoren - auch überhaupt nichts Negatives sagen. Im Gegenteil, es ist die erste richtig schöne Erfahrung! Meine Lektorin Stefanie Werk beim Aufbau-Verlag hat mein E-Buch "Traummann aus der Zukunft" erst so richtig in Schwung gebracht, geht allerdings ins Babyjahr und hat mir auf der Messe Anne Gabler vorgestellt, ihre Vertretungslektorin, mit der ich mein zweites Buch machen werde. Ich hatte gleich ein rundum gutes Gefühl und glaube, das wird sicher auch prima klappen!

Aufbau-Verlag aus eigener Erfahrung und Rowohlt aus Erfahrungen durch befreundete Autoren sind auf jeden Fall Verlage, die Indie-Autoren ernst nehmen und ihnen mit Wertschätzung auf Augenhöhe begegnen, sie nicht als Bedrohung sehen, sondern interessiert und offen sind, das gegenseitige Know How zu nutzen und Wege zu finden, wie Verlage und Independent-Autoren zusammenarbeiten können, sodass beide davon profitieren. Meine persönliche Erfahrung geht sogar so weit, dass gerade die Direktgespräche mit Lektorin und Verantwortlichem für den E-Book Bereich im Verlag sehr offen und konstruktiv sind, so wie sie mit einem zwischengeschalteten Agenten gar nicht stattfinden würden.
Das liegt auch daran, dass es nicht mehr nur um das rein inhaltliche Gespräch zwischen Autorin und Lektorin geht, sondern ein Indie-Autor auch ein Verleger ist und sich so eine zusätzliche neue Ebene zwischen Autor und Verlag ergibt.


Leselabyrinth Moritzbastei

Die lange Lesenacht in den unterirdischen Gewölben der Moritzbastei ist immer wieder einen Besuch wert - einmalige Kulisse für alle Arten von Geschichten - einige Dutzend Lesungen, sodass man sich kaum entscheiden kann. Natürlich war ich bei Marahs Lesung dabei.




Lesung mit Ursula Poznanski

Ein ganz besonderes Erlebnis war die Lesung von Ursula Poznanski zu ihrem neuen Buch "Blinde Vögel". Ich erinnere mich, wie ich und einige andere Autorinnen sich mit ihr im Montsegur-Forum (Forum für professionelle Autoren und solche, die es werden wollen) vor knapp zwei Jahren austauschten, als sie plötzlich von ihren Erfolg mit dem Jugendbuch "Erebos" überrollt wurde. Was für eine Aufregung war das! Auf einmal legten Mitarbeiter von Thalia-Filialen im ganzen deutschsprachigen Raum das kleine, schüchterne Buch "Erebos" nach vorne in die Auslagen, weil sie es so großartig fanden.

Inzwischen ist sie ein absolut souveräner Star, der mit großer Ausstrahlung und dem Talent, eine Lesung zu veranstalten, bei der man bis zum letzten Wort gespannt zuhört, einen so einmaligen und erhabenen Lesesaal, wie den der Ludwigs-Buchhandlung im Leipziger Hauptbahnhof, locker ausfüllen kann.


Natürlich gab es eine lange Signier-Schlange. Ursula hat sich für jeden Leser eine Plauderminute Zeit genommen. Am schönsten die Jugendlichen mit ihren Erbos-Büchern, die ganz zappelig und aufgeregt und glücklich vor ihrer Lieblings-Jugendbuchautorin standen. Meine Lieblings-Jugendbuch-Autorin ist sie auch. Und ich lese sogar ihre Krimis, obwohl ich sonst so gut wie keine Krimis lese.




Antonia Michaelis weiß, was Verlage wollen

Köstlich war die Veranstaltung mit Antonia Michaelis. Eins ihrer Bücher hat mich so inspiriert, dass ich dazu eine 70x100 Illustration erschaffen musste - "Der letzte Regen", der jetzt leider schon verramscht ist - so ein fantasievolles Buch, eine Schande ist das! Seitdem mailen wir hin und wieder und konnten uns diesmal zum ersten Mal kurz "in echt" sehen. Wenn Antonia kommt, sollten sich Verlage und Lektoren ihre Ritterrüstung anlegen. Zu trockene und nüchterne Fragen werden von ihr einfach weggeschwemmt wie tote Äste. Sie hat auch keinerlei Lust, sich in irgendwelche Blabla-Antworten drücken zu lassen - nööö. Sie sprudelt genauso wie ihre Bücher - extrem fantasievoll, unbedingt lesen!! - Ich kann mir gut vorstellen, dass sie nicht oft ein Gegenüber findet, mit dem sie sich wirklich messen kann. Bestimmt manchmal frustrierend!

Jedenfalls ging die Podiumsdiskussion darum, was Verlage von neuen Autoren wollen. In der Diskussion hat Antonia glaube ich, dann doch recht diplomatisch drumherum geredet. Aber mir hat sie es in einer Mail einen Tag davor ganz klar verraten: Streichhölzer und Vorhänge.




Echte Fantasy-Figuren



Zu guter letzt: Das tollste an der Leipziger Buchmesse ist, dass Fantasy- Charaktere nicht in ihren Büchern verbleiben, sondern rauskommen und durch die Ausstellerhallen wandeln. Jugendbuch-Comic-und Manga-Halle 2 ist immer wieder ein buntes Spektakel. Halle 2 wird von mir bei keiner Messe ausgelassen. Letztes Mal konnte ich die Rußmännchen aus Hayao Miyazakis Film "Mein Nachbar Totoro" erstehen. Nun wuseln sie durch unsere Wohnung und machen überall Dreck. Aber sie sind echt nett. Ich bin ein absoluter Miyazaki-Fan.
Diesmal habe ich lauter Naruto-Plakate gekauft, die mein Sohn dringend für seine Wände braucht.

Der Cosplay-Rausch auf der Leipziger Buchmesse sorgt immer für eine ganz besondere Stimmung. Und, ich weiß nicht, unter diesen ganzen Jugendlichen fühle ich mich einfach wohl. Hat wohl irgendwas damit zu tun, dass ich am liebsten Bücher mit jungen Helden schreibe. Gerade liest mein Sohn (gestern 16 geworden) Himmelstiefe und sagte letztens zu mir: "Mensch, Mama, du schreibst ja so, als wärst du so alt wie ich!" Gibt es ein besseres Kompliment? :)