Dienstag, 2. Oktober 2012

Arbeitsplätze Teil I

Dichter und ihre Häuser, Schreiben in Cafés - es gibt einige schöne Bücher über die Orte, an denen Autoren am liebsten schreiben. Ich finde es immer wieder interessant. Ich selber mag am meisten die Vorstellung, ein kleines Häuschen abseits im Garten zu haben, mit einem Fenster, einer Tür, einem Schreibtisch und einer Bücherwand, und nur soviel Platz, dass man sich gerade so umdrehen kann und ansonsten einen herrlichen Blick aus dem Fenster auf Blumen, Blätter und Vögel genießt.

Allerdings - ich würde das Häuschen wahrscheinlich nur hin und wieder aufsuchen. Denn bei mir ist es so: ich muss meine Schreibplätze dauernd wechseln, brauche immer einen neuen Ort, eine neue Atmosphäre, eine neue Aussicht. Manchmal taugt der Platz einige Tage, manchmal auch nur ein paar Stunden und schon suche ich mir ein neues Plätzchen.

Im Garten hat das natürlich mit dem Wetter zu tun - morgens auf der Terrasse, mittags am großen Tisch unter der riesigen Fichte und abends in meiner Laube, die noch von der Sonne gewärmt ist, während es im Naturpark kühl und feucht wird.
In der Wohnung ist meist der Winter schuld. Wenn es draußen kalt ist, muss ich mich wenigstens von Zimmer zu Zimmer bewegen- Küchentisch, Bett, Schreibtisch und wieder Küche.

Was diese Orte allerdings alle gemeinsam haben: keine Musik, keine anderen Leute, kein Krach.
Musik lenkt mich viel zu sehr ab. Ich bewundere alle Autoren, die mit Musik besonders gut schreiben können. Ich nicht. Genauso, wie ich Autoren bestaune, die mit ihren Romanen am besten in Cafés vorankommen. Meine Konzentrationsfähigkeit scheint dafür einfach nicht stark genug ausgeprägt zu sein.


Im Stehen

Die Arbeitsplatte habe ich so hoch eingebaut, dass ich daran im Stehen schreiben kann. Das ist auch gut so, denn wie man sieht, ist der Stuhl eh meistens besetzt.





Auf dem Balkon

Die Abwechslung liegt auch nicht nur im Wechsel des Schreibplatzes, sondern im Wechsel zwischen malen und schreiben. Beim Malen kann ich prima plotten oder ich skizziere Buchszenen und Cover-Ideen. Die rote schnurrende Muse wieder dabei, ja, sie hat immer ein Auge auf das Ganze (sie hat auch einfach nur eins :)




Im Häuschen

Das kleine Zimmerchen von 4 qm habe ich mir gerade erst im märkischen Naturpark eingerichtet. Es kommt dem Traum vom kleinen Häuschen abseits im grünen Garten am nächsten. Nur, dass es in meinem Garten ausschließlich dieses Häuschen gibt und nicht noch irgendwo ein großes Haus :) Hier laufen sogar Rehe am Fenster vorbei, wenn ich hinausschaue, weil in meinem Kopf gerade nichts weiter als gähnende Leere zu finden ist.




Das große Zimmerchen

Allerdings, so schön das neue kleine Zimmerchen ist, sitze ich auf einmal doch wieder im größeren Zimmerchen mit Blick auf viel Wiese.






Über 30°

Bei über 30° verschwinden die Möbel vom Balkon, die Blumen werden in den sicheren Schatten gestellt und auf dem dünnen Teppich mit kühlendem Steinboden darunter lässt es sich wunderbar schreiben.





Alte Plätze neu

Okay, ich gebs zu, ich hab nicht nur eine "Umzieh-Macke", sondern auch eine "Umräum-Macke". Inzwischen sind die Wände im Stehschreibtisch-Zimmer mal schnell gelb und die Arbeitsplatte weiß gestrichen - weil mir alle Plätze auf einmal irgendwie langweilig vorkamen.